Geschichte (von Udo Elster)

Boote des 7. Minensuchgeschwaders und ihre Geschichte

Historisches zur 'Undine'

Die kaiserliche Marine bildete einen großen Teil  ihres Unteroffizier- und Decksoffiziernach-wuchses in einer besonderen Laufbahn heran, indem sie kräftige 15- bis 18jährige Jungen einstellte, die sich zu einer zwei- bis dreijährigen Ausbildung und längerer Dienstzeit zu verpflichten bereit erklärten. Der seemännischen Schulung dienten in der Frühzeit unserer Marinegeschichte kleine, aber seetüchtige Segelschiffe. Nach den Schonern 'Hela' und 'Frauenlob' aus den Jahren 1853 bzw. 1855 wurden 1861 die Briggen 'Rover' und 'Musquito' in England angekauft. Am 18. Dezember 1869 lief eine weitere Schulbrigg unter dem Namen 'Undine' auf der königlichen Werft Danzig vom Stapel und stellte am 21. Mai 1871 erstmalig in Dienst. 1873/75 führte sie eine transatlantische Reise nach Rio de Janeiro durch. In den darauffolgenden Jahren kreuzte das Schiff lediglich in den heimischen Gewässern. 1884 stellte es am 1. Oktober in Kiel in Dienst und nahm zur Stammbesatzung etwa 90 Schiffsjungen an Bord. Die Reise sollte um Skagen herum nach Portugal gehen. Auf der Ausreise strandete SMS 'Undine' am 28. Oktober in einem Orkan im Skagerrak nördlich des westlichen Limfjord-Ausgangs. Die Besatzung konnte sich mit Hilfe der Küstenbevölkerung retten, mit Ausnahme des Kochs, der an Bord tödlich verunglückte.

 Technische Einzelheiten:

 Größe (KWL) 598 t

Länge (KWL) 35,8 m    Breite 10.2 m    Tiefgang 4,3 m  2 Masten

Geschwindigkeit ca. 10 kn.

Baustoff  Holz

Bewaffnung anfänglich 8- bis 24-Pfünder, später 6 Ringkanonen 8 cm.

Zum zweiten Male in unserer Geschichte erhielt ein Schwesterschiff der Kleinen Kreuzer 'Frauenlob' und 'Arcona' diesen Namen. SMS 'Undine' lief am 11. Dezember 1902 auf der Howaldt-Werft Kiel vom Stapel und stellte am 5. Januar 1904 als Artillerieschulschiff in Dienst. Im gleichen Jahre wurde es zur Erprobung des neu entwickelten Anschütz-Kreisel-Kompasses herangezogen. Das Ergebnis befriedigte jedoch nicht.  Zu erwähnen ist ferner, daß es Patenschiff des Deutschen Flottenvereins wurde. Im November 1907 rammte der Kreuzer während einer Übung bei Bülk das Torpedoboot 'S 126' und schnitt es in zwei Teile.

1912 beendete er seine Friedenslaufbahn. Bei Kriegsausbruch 1914 trat SMS 'Undine' zur Küstenschutzdivision der Ostsee und beteiligte sich u.a. an dem Vorstoß in den Finnischen Meerbusen Anfang September.

Ab Mitte Oktober wurde es vor dem Aarö-Sund zur Bekämpfung etwa in die Ostsee eindringender britischer U-Boote eingesetzt. Am 15. April 1915 griff der Kreuzer in die Landkämpfe nördlich Memel ein. Danach gehörte er zur Bewachung der Minensperre vor dem Sund.

 

 

 

Kleiner Kreuzer "Undine" ca. 1910

 

 

Am 7. November 1915 geleitete SMS 'Undine' das Fährschiff  'Preußen' von Trelleborg nach Saßnitz und wurde dabei von dem britischen U-Boot 'E 19' zweimal torpediert. Es sank mit 24 Mann Besatzung auf  54°9' nördlicher Breite und  13°51' östlicher Länge.

Während des Zweiten Weltkriegs geriet unter anderem das ausrangierte niederländische Küstenpanzerschiff 'Jakob van Heemskerk' in deutsche Hände. Es wurde unter dem Namen 'Undine' als schwimmende Flakbatterie in Dienst gestellt und 1945 an die Niederländer zurückgegeben.

 

 
 

Jacob van Heemskerk

(Der achtere Tripodmast wurde 1943 entfernt.)

 

Die Undine geht nach Estland

Enge Kooperation zwischen Kröger-Werft, deutscher und estnischer Marine. (v. l.): Holger Kahl von der Kröger-Werft, Kapitän zur See Jaan Kapp, Leutnant Rain Terras, Kapitän zur See Henning Bess, Militärattaché Riho Terras

Foto: Steffen

Die Kooperation zwischen der deutschen und der estnischen Marine ist um ein weiteres Kapitel reicher. So wurde auf der Rendsburger „Kröger-Werft“ das Binnenminensuchboot „Undine“ als „Vaindlo“ in den Dienst der estnischen Marine übergeben.

Auf der „Kröger-Werft“ ging in Rendsburg ein Kapitel deutscher und speziell Neustadt/Olpenitzer Marinegeschichte zu Ende, gleichzeitig wurde ein weiteres Kapitel deutsch-estnischer Völkerverständigung aufgeschlagen. Das Minensuchboot „Vaindlo“, das bis vor ein paar Jahren noch unter dem Namen „Undine“ als Binnenminensuchboot der deutschen Marine an der Schlei  und vorher in Neustadt/Holst. stationiert war, wurde von der estnischen Marine offiziell in Dienst genommen. Dazu waren der Oberbefehlshaber der estnischen Marine, Kapitän zur See Jaan Kapp, sowie der estnische Militärattaché Riho Terras nach Rendsburg gekommen. Von deutscher Seite nahmen neben Vertretern der Kröger-Werft Kapitän zur See Henning Bess vom Führungsstab der Marine sowie Fregattenkapitän Bernd Wegner als estnisch-deutscher Verbindungsoffizier an der Zeremonie teil. In einer kurzen Ansprache bedankte sich Kapitän zur See Kapp bei der deutschen Marine und der „Kröger-Werft“ für die enge Zusammenarbeit. „Die Kooperation zwischen unseren Seestreitkräften ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung von Frieden und Freiheit“, hob der Kapitän hervor.

Aus neun Einheiten besteht die estnische Marine nun, darunter fünf ehemalige Boote der deutschen Marine. Unter diesen fünf wiederum sind insgesamt drei Minensuchboote der Frauenlob-Klasse, zu der auch die „Vaindlo“ gehört. Diese Boote gehörten ursprünglich zum 7. und 3. Minensuchgeschwader in Kiel und Neustadt und wurden im Rahmen der Neuorganisation der deutschen Seestreitkräfte in Olpenitz zusammengefasst. Dort taten sie ihren Dienst, bis das letzte Boot außer Dienst gestellt wurde.

Drei von ihnen helfen nun dem jungen Staat Estland im Rahmen der „Partnerschaft für den Frieden“ beim Aufbau einer eigenen Marine. „Wir konzentrieren uns auf Minenabwehrkräfte, nehmen seit 1995 an internationalen Übungen und dem baltischen Minenabwehrverband ,Baltron’ teil“, erklärte Kapitän zur See Kapp.

Neuer Kommandant der „Vaindlo“ ist der 30-jährige Leutnant zur See Rain Terras, der erste Erfahrungen als Kommandant der ehemals deutschen „Kalev“ sammeln konnte. Seit November begleitet er mit einem Teil seiner 25 Mann Besatzung die Umrüstungsarbeiten auf der „Kröger-Werft“, wo die „Vaindlo“ im Jahr 1965 auch gebaut wurde. Bevor es im März wieder in die Heimat geht, muss das Boot noch ins Marinearsenal Kiel und die Mannschaft zur Schiffssicherungsausbildung nach Neustadt. Doch die Zeit in Deutschland behält Terras in guter Erinnerung: „Ich habe technisch sehr viel gelernt und wir sind von der Werft und dem Standortältesten sehr nett betreut worden. Außerdem gibt es hier nette Kneipen“, fügt der Leutnant mit einem Lächeln hinzu.

Erschienen in der Eckernförder Zeitung am 06.02.2003

Minensuchboot "Undine" nimmt Kurs auf Estland: Estlands Marine hat das ehemalige deutsche Minensuchboot "Undine" (jetzt "Vaindlo") feierlich in Dienst gestellt. An der Pier ihrer Bauwerft, der Kroeger Werft in Schacht-Audorf im NOK bei Rendsburg, wurde die frühere "Undine" nach 3 Monaten Grundinstandsetzung am 04 Feb um 1400 Uhr an die neue Besatzung übergeben.

Im Jahre 1966 ließ die Kroeger Werft dieses 38 m lange u. 246 t schwere Boot fuer die Bundesmarine vom Stapel laufen. Bis zum Jahr 2002 fuhr die "Undine" in verschiedenen Minensuchgeschwadern und war zuerst in Neustadt/Holstein sowie später in Olpenitz bei Kappeln stationiert. Für Estland ist die "Vaindlo" das insgesamt 3. Boot der sogenannten Binnenminensuchboote der Bundesmarine. 1997 hatte Estland bereits die "OLEV" (ex. "DIANA") und "KALEV" (ex. "MINERVA") aus Deutschland übernommen. In diesem Monat soll dann auch noch die "LORELEY" folgen, die jedoch nur noch als Ersatzteil-Hulk verwendet werden wird. Die Überfahrt kann aufgrund der gegenwärtigen Eislage aber erst nach dem Aufbrechen der Eisdecke nach Tallin erfolgen. Die MF-Runde hatte anläßlich ihres Jahrestreffens in Schleswig/Flensburg in 2000 Gelegenheit, diese Bootstypen noch einmal im aktiven Dienst zu besichtigen. Bekannt sind diese Boote insbesondere auch deshalb geworden, weil sie regelmäßig auch rheinaufwärts fuhren und die aktive Flotte der Bundesmarine auch im Binnenland präsentierten. Häufige Besucher waren die Binnenminensuchboote der Deutschen Marine u.a. in den Häfen von Emmerich, Wesel, Duisburg, Düsseldorf, Köln und bis Mainz.