Das Ende
Am Dienstag dem 26.November 1993 um 1014 Uhr GMT, kollidierten das aus Neustadt auslaufende Binnenminensuchboot "Nautilus", und der, vermutlich nach Neustadt einlaufende russische Trawler "Turkyan", 2 Kabellängen südlich der Ansteuerungstonne Neustadt.
Es entstand erheblicher Sachschaden.
Den unten, als Pdf-Dokument beigefügten Bericht, hat uns Jürgen Egerland zur Verfügung gestellt.
Jürgen Egerland hat aber mit dem Inhalt des Berichtes nichts zu tun.
Am 15.Juni 1994 erging dann der Spruch des Seeamtes Kiel. (Es ist kein Gerichtsurteil)
Dieser Spruch enthält wichtige Aussagen, die im unten aufgeführten "Havariebericht"
überhaupt nicht erwähnt wurden. Dieser Bericht ist sehr "einseitig" gehalten und es stellt sich die Frage,
was stimmt mit den damaligen Vorkommnissen überhaupt überein.
Daher wundert mich auch nicht, dass die Antwort, auf eine Anfrage bei der Minensuchflottille in Olpenitz, sehr karg
ausfiel, (gleich null) und auf den eigentlichen Sachverhalt der Kollision überhaupt nicht einging.
Man wollte hier wohl möglichst nicht mehr preisgeben, als erforderlich, oder schon bekannt.
Versuche, im Bundesarchiv/Militärarchiv in Freiburg ,an die Logbücher der Nautilus zu kommen, sind erst mal gescheitert.
Trotz großer Kooperationsbereitschaft des zuständigen Sachbearbeiters, reichten die von mir angegebenen
Gründe nicht aus, einen Blick in die Unterlagen zu werfen. Nach 30 Jahren darf man einen "Einblick" nehmen.
28. April 2006 |
Es gibt Neuigkeiten über das Ende der Nautilus.
Was lange währt, wird endlich gut. Auf eine Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Lübeck, bezüglich einer Verhandlung
wegen der Kollision Nautilus / Turkyan, erhielt ich heute folgendes Schreiben:
Das Ergebnis, der im Schreiben erwähnten erwähnten Seeamtsverhandlung liegt mir seit Mitte Januar vor und ist
nachfolgend zu sehen (lesen).
Die letzte Fahrt der Nautilus, nach Angaben von Jürgen Frye und Daten aus einer DVD mit einem Film der letzten Fahrt. |
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Jürgen Frye |
Am 12.April 1994, morgens legte die Nautilus in Neustadt zu ihrer letzten Fahrt, der Ausserdienststellung ab.
Begleitet wurden Besatzung und Boot von einer Abordnung der Patenstadt Elmshorn und der dortigen Marinekameradschaft. Das Boot wußte wohl wohin es geht und reagierte mit einem Ruderversager wegen Kreiselkompass-Ausfall. Also mußte per Notruder gefahren werden.
Die Fahrt ging durch die Lübecker Bucht, unter der Fehmarnsundbrücke hindurch, durch die Kieler Bucht und in die
Kieler Förde. Um 1440 Uhr machte das Boot in der HDW-Werft fest um den Ruderschaden zu beheben, und die
mitgefahrenen Gäste auszuschiffen.
Nach Ablegen in der Werft und Übernahme eines Lotsen wurde um 1940 Uhr in der Kieler Nord-Ostsee-Kanal-Schleuse festgemacht. Beim Einlaufen in der Schleuse ging schnell noch mal ein Fender verloren, der aber wieder eingefangen werden konnte.
Um 1955 Uhr wurde dann wieder abgelegt und die Fahrt durch den Kanal begann. Bei einer zugelassenen
Höchstgeschwindigkeit von 15 Km/h dauert die Passage ca. 9 Stunden und tatsächlich, um 0540 Uhr am 13.April
wird in der Brunsbütteler Schleuse festgemacht.
Um 0800 Uhr beginnt die Weiterfahrt Richtung Wilhelmshaven.
Wegen schlechtem Wetter und zu hohem Wellengang wird aber beschlossen die Fahrt in Cuxhaven zu unterbrechen
und dort im Fischereihafen festzumachen. (stink,stink,stink)
Jürgen Frye konnte für ein halbes Jahr erst mal keinen Fisch mehr essen.(verständlich)
Ich selbst habe 1964/65 in Cuxhaven gewohnt. Damals war noch eine Fischmehlfabrik am Hafen aktiv und bei
Westwind fiel einem durch den Gestank fast das Essen wieder aus dem Gesicht.
Während des Aufenthaltes in Cuxhaven bekam die Besatzung eine Einladung der Patenstadt Elmshorn, die auch
von fast allen wahrgenommen wurde. Fehlendes Wachpersonal für das Wochenende wurde durch Soldaten des 7. MSG aus Neustadt aufgestockt.
Ein Treffen mit der MK-Cuxhaven fand während dieser Hafenliegezeit auch statt.
6 Tage hat die Nautilus notgedrungen in Cuxhaven verbracht bis es dann weiterging.
Am Montag den 18.04. um 0700 Uhr wurden dann die Leinen zum letzten Mal losgemacht und die Reststrecke bis Wilhelmshaven wurde in Angriff genommen.
Die Stimmung an Bord war dann auch dementsprechend traurig.
Begleitet wurde die Nautilus von dem gesamten restlichen Geschwader das zu einer Minenräumübung
in die Nordsee unterwegs war.
Um 1540 Uhr wurden die Leinen im Marinearsenal zum letzten Mal festgemacht.
Am 28. April 1994 wurde die Nautilus in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.
Im Jahr 1996 wurde das Boot über die VEBEG (Verwertungsgesellschaft des Bundes)
an den Dänen Orla Rasmussen verkauft.
Herr Rasmussen erwarb des weiteren auch die Acheron und die Medusa.
Die allerletzte Fahrt der Nautilus begann dann am 01.07.1996 in Wilhelmshaven. An diesem Tag verließ die Nautilus das
Marinearsenal zusammen mit der Acheron und einem vom Käufer gestellten Schlepper und machte sich auf den Weg
nach Frederikshavn. (Nähe Skagen) Ihr Leben endete durch Zerlegung.
Orla Rasmussens Unternehmen besteht seit 1994 und ist spezialisiert auf Zerlegung, Verschrottung und Entsorgung
von Industrieanlagen, Kriegsmaterial, Schiffen und ähnlichen Problemfällen.
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