Storys Horst-Dieter Knäpper (W15er)
Am 4.Januar 1988 kam ich zusammen mit Thorsten Posteher in Neustadt an.
Es war lausig kalt und verschneit, wir kamen direkt aus Brake aus der technischen Marineschule
und waren in keinster Weise darauf vorbereitet, was uns erwartete.
An Bord der Loreley, unseres neuen Kommandos, war nur ein Heizer OG namens Völkel,
der uns erstmal das Boot zeigte und uns allerlei Schauergeschichten erzählte.
Wir waren die einzigen beiden Neuen, der Rest des M-Decks also zehn Leute waren alle
gemeinsam an Bord gekommen und hatten alle nur noch 1 Quarteil vor sich. So wurde uns eröffnet,
das wir nun für die Wochenendwachen bis Ende März eingeteilt seien, das sei so üblich bei 'Heissdüsen'.
Da auch noch einige Manöver und Seefahrten anstanden, kam ich im 1.Quartal 88 nur 4 mal nach Hause, was meine damalige Freundin natürlich begeisterte.
Die 10 'altgefahrenen' waren gern darauf aus uns möglich wenig Informationen zu geben,
so das wir, als wir das erste mal in Dänemark, ich glaub es war Nyköbing, bin mir aber nicht sicher,
keine Zivilklamotten dabei hatten und man in Uniform in Dänemark damals nicht an Land durfte.
Das hatte natürlich zur Folge, das wieder mal klar war, wer Wache schieben durfte!
Diese Zustände änderten sich natürlich schlagartig am 1 April 1988, als dann die 10 Neuen kamen.
Jetzt waren wir die 'Bosse' , mit der Folge, das sich für die nächsten 30 Wochen das Thema
Wochenenddienst erledigt hatte.
Ich hatte in diesem Winter auch einen netten Zusammenstoss mit unserem Nav Maaten, Obermaat S.,
der manchmal, abhängig von der Tagesform meinte den Pedanten rauskehren zu müssen.
Es schneite, das man kaum die Hand vor Augen sehen konnte und wir mussten raus zum Leinenkommando,
also hieß es, Pelzmütze auf, Parka an und raus. Damit mir der Schnee nicht in den Nacken fiel,
setzte ich natürlich sofort die Kapuze des Parkas zusätzlich auf. Ich war noch nicht auf der Gangway,
da kam der liebe Herr S. und hielt mir einen Vortrag, das diese Kaputze nicht zur Bekleidungsordnung
der Bundeswehr gehöre. Mein Einwand, warum denn dann da eine dran sei, wurde mir als
Aufsässigkeit ausgelegt. Sobald Obermaat S. sich umgedreht hatte und ich etwas außer Sicht war,
hab ich natürlich die Kapuze wieder aufgesetzt. Bei der Rückkehr hatte ich das Pech dem Obermaaten S.
abermals mit aufgesetzter Kapuze über den Weg zu laufen, was ihm einen Tobsuchtsanfall und mir
2 zusätzliche SVD - Tage einbrachte...
Die nächste Geschichte hat es sogar bis in die Zeitung von Neustadt geschafft:
Es war an einem Mittwoch im Sommer, Discotag, in der örtlichen Disco war Mittwochs immer Billigtag,
ich weiß nicht mehr was die Getränke gekostet haben, es war auf jeden Fall sehr billig. Ich war leider krank
auf der Stube, der Rest der Kameraden hatte erst ordentlich vorgeglüht, waren dann zur 'Alten Wache' was
Essen und wollten dann in die Disco.
Da muss aber was dazwischen gekommen sein, denn nur einer hat es bis dorthin geschafft:
So gegen 23:00 kam Gefreiter Lauinger völlig aufgelöst auf die Stube und fragte mich, nachdem er mich
geweckt hatte, ob ich den Thorsten Posteher gesehen hätte.
Ich verneinte und fragte was denn los gewesen sei. Nachdem ich ihn beruhigt hatte, bekam ich folgende
haarsträubende Geschichte zu hören.
Die Jungs waren nach der Alten Wache noch in einigen anderen Kneipen gewesen, wobei der Thorsten,
schon nüchtern ein Filou, zur Höchstform auflief: Auf der Brücke waren damals etwa im 45 Grad Winkel
Fahnenmasten mit den Flaggen der europäischen Länder montiert. Als Diebstahlsicherung waren die Flaggen
oben unerreichbar ( für normale Menschen) befestigt. Thorsten wollte aber nun unbedingt eine Deutschland Flagge
haben. Da er relativ klein und leicht war, wollte er raufklettern und die Flagge abschneiden. Nach einigen
Diskussionen war der Rest eingestanden und Thorsten kletterte an der glatten Stange hoch, voll wie eine
Strandhaubitze, als die Spitze des Mastes erreicht hatte, bog dieser sich langsam aber sicher dem Fluss
entgegen, um dann endlich ganz abzuknicken. Das Wasser war kalt, Thorsten muss geprustet haben,
die anderen bekamen Panik und verstreuten sich an den Ufern um einen Ausstieg für Thorsten zu finden.
Der Thorsten war aber schon über einen an der Pier liegenden Fischkutter an Land geklettert und den
anderen irgendwie entkommen, sie sahen nur die nasse Spur die sich durch Neustadt zog und sich
irgendwann verlor. So wurde der Lauinger in die Kaserne geschickt, nachzusehen, ob der Thorsten zurück sei.
Letztendlich haben die Jungs den Thorsten dann morgens bei Schluss der Disco nass aber schlafend in einer
Ecke der Disco gefunden, als das Licht anging.
Am nächsten Morgen war ein umfangreicher Artikel über Vandalismus in Neustadt in der Zeitung erschienen,
die Polizei hat ermittelt, auch die Marine im Visier gehabt.
Wir haben eisern dicht gehalten und die Sache ist im Sande verlaufen....